Ironman Hawaii – Rückschau auf die Ergebnisse der deutschen Triathletinnen

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Ironman Hawaii - Frauen im Sport, Gleichberechtigung im Sport

Der längste Tag von Kona 2017 ist Geschichte. So langsam reisen alle Sportler*innen ab und auf der Insel kehrt wieder Ruhe ein. Die Ausdauer-Coaches wollen heute nochmal auf die Frauen beim Ironman Hawaii 2017 zurück schauen. Wir haben die ganze Nacht auf unserem Twitter-Kanal die deutschen Frauen und das Rennen der Frauen stärker im Fokus gehabt, als das der Männer. Eine Woche danach ist es an der Zeit eine Bilanz zu ziehen. Neben einem Überblick über das Frauenrennen und das Abschneiden der deutschen Pro-Frauen, sowie einen Blick in die Alterklassenergebnisse, werde ich auch noch ein paar Worte zur ZDF-Übertragung verlieren.

Zunächst möchte ich meinen Blick auf die Profi-Frauen richten. Bei DEM Rennen für Triathleten*innen standen am Samstag 8 Profi-Männer und 6 Profi-Frauen aus Deutschland an der Startlinie. Eigentlich fast Fifty-Fifty, wenn man bedenkt, dass sogar 7 Frauen qualifiziert waren, leider musste Kristin Möller kurzfristig absagen. Leider sind die deutschen Frauen aktuell nicht so stark wie die Männer. Nur Anja Beranek gehört aktuell zum erweiterten Kreis für das Podium. Bei den Profi-Frauen lag das Hauptaugenmerk auf Daniela Ryf und die Frage: „Schafft Sie das Triple?“

Daniela Ryf – Die Über-Triathletin auf dem Weg zum Triple

Die Pro-Frauen gingen 5min nach den Männern auf ihren Ironman. Nach 3.8 km Schwimmen stiegen Lucy Charles (GBR) und Laura Brandon (USA) nach 48:50min als Erste aus dem Wasser. Daniala Ryf kam gute 4min später mit Sarah Crowley hinterher. Lange sah es so aus, als ob Lucy Charles und Laura Brandon Daniela in Schach halten könnten. Erst auf dem letzten Drittel der Radstecke begann der Vorsprung zu schmelzen. 40km vor dem zweiten Wechsel riskierte Daniela dann einiges und fuhr an die Spitze um das Feld Step by Step zu zerlegen. Im Interview sagte sie später, sie habe hier alles riskiert. Die erst 24 Jahre alte Lucy Charles versuchte Daniela so lange wie möglich unter Druck zu setzen. Musste jedoch auf dem abschließenden Marathon ihrem hohen Radtempo und ihrer Unerfahrenheit ein wenig Tribut zollen. Auf der abschließenden Laufstecke kam ihr Sarah Crowley immer näher. Konnte jedoch am Ende nur noch Platz 3 sichern. 

Platz Name Nation Gesamt Swim (3,8km) Bike (180km) Run (42,2km)
1 Daniela Ryf SUI 08:50:47 00:53:10 04:53:10 03:00:02
2 Lucy Charles GBR 08:59:38 00:48:48 04:58:19 03:08:09
3 Sarah Crowley AUS 09:01:38 00:53:07 04:57:51 03:05:37

Laura Brandon, die nach dem Rad noch mit Lucy um Platz zwei kämpfte wurde am Ende 26. Sie lief den Marathon in 4:03. Auf Instagram sagte sie dazu:

„The first 10 miles of the run went pretty well, but it quickly went downhill when I started throwing up. My pace dramatically slowed, I really struggled, but I finished.“

Respekt dafür. 

Die Ergebnisse der deutschen Profi-Frauen

Leider war es für die deutschen Damen ein eher geschenkter Tag. Zumindest, wenn wir uns die Gesamtbilanz ansehen. Anja Beranek und Diana Riesler mussten das Rennen vorzeitig beenden. Die beste Deutsche war Mareen Hufe auf Platz 11. Die älteste Profi-Frau Sonja Tajsich erreichte mit 41 Jahren und zwei eingelegten Babypausen einen starken 21. Platz. Besonders ihre Marathon-Leistung war schwer beeindruckend. Sie lief den 10. schnellsten Marathon. Das zeigt einmal mehr, dass mit dem Alter Triathletinnen von der Erfahrung und den vielen Trainingskilometern profitieren können.

Die Plätze 25 und 28 gingen an Astrid Stieren und Katharina Grohmann.

Die Ergebnisse der deutschen Age-Grouperinnen

Bei den Amateurinnen konnten wir 2 Altersklassensiege verbuchen. Julia Ertmere gewann die W30 und Carmen Grosse war in der W55 nicht zu schlagen. Julia war auch gleichzeitig die schnellste deutsche Nicht-Profi-Frau. Sie war mit 10:08h sogar noch 9 Minuten schneller als Katharina Grohmann. Leider war es mit Top10 Platzierungen etwas rar. Nur Katrin Esefeld (W35) und Dietlinde Schosing (W55) als 5. und Annika Krull (W25) als 6. konnten noch einen Top10 Platz erkämpfen.

Auch bei den deutschen Age-Grouperinnen musten 2 Frauen ihren Start zurück ziehen. Von den 38 gestarteten Frauen kamen 3 nicht ins Ziel und mussten das Rennen vorzeitig beenden. 

„You are an Ironman“ oder DNF (dit not finish)

Auf Hawaii ist die Ausfall-Quote erstaunlich gering. Dies wird häufig auf zwei Faktoren zurückgeführt. Zum einen haben sich die meisten Teilnehmer*innen bei einem Ironman-Rennen qualifiziert, heißt sie haben bereits bewiesen, dass sie eine Langdistanz finsihen können. Zum anderen starten viele der Age-Grouper*innen nur einmal auf Hawaii. Alle wissen, dass der Aufwand und die Kosten enorm sind. Das treibt zusätzlich an.

In der nachfolgenden Tabelle findest du eine Übersicht, welche Gruppe Frauen am stärksten war und wo es die meisten Ausfälle gab. 

  Gesamt    Deutschland  
AK gemeldet gefinisht gemeldet gefinisht
Pro 39 28 7 4
18-24 39 35 2 2
W25 52 47 3 3
W30 76 71 5 4
W35 90 82 4 2
W40 96 94 9 9
W45 93 89 5 5
W50 81 74 4 3
W55 61 56 5 5
W60 40 33 1 0
W65 19 14 0 0
W70 9 6 0 0

Während bei den deutschen Starter*innen 17,8% ein DNF kassierten, war der Gesamtdurchschnitt bei den Frauen bei 9,5%. Von den 659 gestarteten Frauen erreichten 629 das Ziel. 659 Starterinnen entspricht 30% alle Starterinnen und Starter. Hier ist ganz klar noch Luft nach oben. Noch schlimmer ist die Bilanz im deutschen Lager. Hier liegt der Frauenanteil nur bei knapp über 21%. 

Woran das liegt? Da kann ich leider nur spekulieren. Vielleicht an der schlechten Medienpräsenz der Frauen?

ZDFsport und die Frage „Waren auch Frauen am Start?“

An dieser Stelle muss ich einen kleinen Rant loswerden. Was das ZDF hier geleistet hat, geht so nicht. Bei uns läuft aus Tradition der deutsche Stream und der offizielle Ironman-Stream. Während im offiziellen Stream immer wieder auch die Frauen gezeigt wurden, schaltete das ZDF in diesen Zeiten häufig auf die eigenen Kameras um, die Jan Frodeno oder Sebastian Kienle einfingen. Jetzt könnte der/die Leser*in einwenden, dass die Deutschen bei den Männern die Favoriten waren. Dann hätte das ZDF aber wenigstens parallel das Live-Tracking oder den Live-Blog im Blick behalten können und hin und wieder Zwischenstände verbal vermelden können. Aber nix. Und wenn es dann mal Bilder vom Damen-Rennen gab, wussten die Kommentatoren nicht, wen sie da gerade sehen und an welcher Position die Athletin gerade ist. 

Das änderte sich erst, als ab 0:30 Uhr Andreas Raelert die Co-Moderation übernahm. Er machte sich die Mühe auch mal zu schauen, was die deutschen Profi-Frauen so treiben.

Aber was heißt das jetzt für uns? Für die Ausdauer-Coaches? Das Hannah doch nochmal auf die Triathlonstrecke zurück kehrt? Erstmal nicht. Sie wird sich weiter auf Ultra Läufe konzentrieren, ein Feld welches auch nicht gerade durch Frauenüberschuss auffällt.

Wir werden in nächster Zeit das Thema „Frauen im Sport“ noch stärker in den Fokus rücken. Hannah hat hier bereits einiges an wissenschaftlichen Fakten zusammengetragen. Seid gespannt. 

Ironman Hawaii 2017 - Frauenrennen

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